Über die Bedeutung des Lichts - nicht nur in der Terraristik

Terrarium: Morelia spilota cheynei Weibchen

Eines gleich vorweg: Beim komplexen Thema „Terrarium und die richtige Beleuchtung“ geht es nicht um Licht im dem Sinne, wie Sie es von Ihren heimischen Beleuchtungskörpern, die in erster Linie dazu dienen, Ihnen das Sehen auch während Phasen des äußeren Zwielichts oder völliger Dunkelheit zu ermöglichen. Natürlich hat das richtige Licht auch für uns Menschen gesundheitsfördernde Aspekte, aber das soll hier nicht unser Thema sein, denn es geht im Terrarium um die lebensspendenden Eigenschaften, die in dem Licht und seinen verschiedenen Strahlungsarten innewohnen und die in der Terraristik wichtig sind. Für das Wohlbefinden und die natürliche Entwicklung Ihrer Reptilien ist eine geeignete Beleuchtung unbedingt notwendig. Sie können ein Regenwaldterrarium nun einmal nicht mit einer einfachen Glühbirne beleuchten, da hier lebenswichtige Spektren des Lichts im Terrarium fehlen würden, ohne die auf Dauer die Gesundheit Ihres Terrarientieres gefährdet wäre. Licht ist der Schlüssel zum Leben eines Reptils und Licht ist deshalb auch eines der zentralen Themen in der angewandten Terraristik. Bevor Sie also über die Haltung eines Reptils und der hübschen Ausstattung Ihres repräsentativen Terrariums nachdenken, machen Sie sich unbedingt mit dem Thema Terrarienbeleuchtung vertraut und informieren Sie sich ganz genau über die Ansprüche Ihres zukünftigen Terrarienschützlings. Wenn Sie an diesem Punkt sparen, werden Sie weder sich selbst, noch dem Reptil, für dessen Gesundheit Sie verantwortlich sind, einen Gefallen tun.

Was ist nun Licht und warum ist es für alles Leben auf diesem Leben von so elementarer Bedeutung? Warum ist Leben, wie wir es definieren, ohne Licht nicht möglich? Und wir gehen an diese Fragen gewohnt von der wissenschaftlichen Seite heran, um hier nicht in den Untiefen der Esoterik zu landen, da sich gerade beim Thema Licht eine Menge unsinniger Theorien angehäuft haben, über die wir besser den Mantel des Schweigens hüllen werden. Zunächst einmal ist Licht ganz allgemein der für uns Menschen sichtbare Bereich der elektromagnetischen Strahlung, der sich über eine Wellenlänge zwischen 380 und 780 Nanometern erstreckt. Physiker gehen hier noch einen Schritt weiter und bezeichnen das gesamte Frequenzspektrum der elektromagnetischen Strahlung als Licht, für die Physiologie spielen jedoch nur die Spektren eine Rolle, die im direkten Sinne etwas mit Helligkeit zu tun haben. Das in unserer Umwelt vorkommende, natürliche Licht besteht aus einer Mischung verschiedener Wellenlängen, die wir messen können, indem wir das Licht brechen und es in seine einfarbigen Bestandteile zerlegen. Wir erhalten dadurch die sogenannten monochromatischen Lichtkomponenten und jede einzelne dieser Komponenten entspricht einem spezifischen menschlichen Farbeindruck, die man in ihrer Gesamtheit als Spektralfarben bezeichnet. Die einzelnen Farbbereiche setzen sich wiederum aus feinen Abstufungen zusammen, den sogenannten Farbtönen. Zwischen Blau und Grün liegt z. B. Cyan, allerdings kommen nicht alle Farben, die wir wahrzunehmen glauben durch diese Abstufungen zustande: Ein gutes Beispiel ist die Farbe Braun, die wir alleine durch die Filterung von weißem Licht wahrnehmen (Subtraktive Farbsynthese) oder durch die Tatsache, dass Licht verschiedener Wellenlängen sich überlagert, weil es gleichzeitig ausgestrahlt wird – dies ist die Grundlage für die bekannte additive Farbmischung. Fest steht jedenfalls, dass wir bei der optischen Umsetzung des Lichts sehr stark von unseren eigenen Sinnesorganen abhängig sind und bestenfalls subjektive Aussagen über Intensität und Farblichkeit des Lichts machen können. Das Auge einer Schlange unterscheidet sich im Detailaufbau so stark von einem menschlichen Auge, dass das Farbempfinden hier vollkommen unterschiedlich ausfällt. Auch innerhalb einer Spezies ist das subjektive Licht- und Farbempfinden nicht immer identisch.

Eine besondere Rolle kommt den Wellenlängen am Rande des für den Menschen sichtbaren Lichts zu, das in Teilen von vielen Tierarten jedoch als sichtbar wahrgenommen werden kann. Licht mit einer niedrigeren Wellenlänge als Violett wird bis zu einer bestimmten Frequenzgrenze als Ultraviolett bezeichnet, Licht mit einer größeren Wellenlänge als der von Rot, wird entsprechend als Infrarot bezeichnet.

Wir werden an dieser Stelle jetzt nicht zu stark abdriften und uns nicht mit dem Problem des Welle-Teilchen Dualismus beschäftigen, nehmen aber zur Kenntnis, dass Licht eine Doppelnatur besitzt und sowohl Welle als auch Teilchen sein kann. Die Lichtteilchen selbst bezeichnet man als Photonen. Photonen sind Elementarteilchen, die selbst keine Ruhemasse besitzen, allerdings eine Energie transportieren. Licht ist also eine „energetische Teilchenstrahlung“, auch wenn das gerade sehr unwissenschaftlich klingt. Sei es drum, für uns geht es nur darum, dass Licht eben nicht nur für Helligkeit und Sichtbarkeit sorgt, sondern durch die von ihm transportierte Energie auch Wärme erzeugt. Alle Lebewesen und sämtliche Materie, die aus demselben Material bestehen wie wir, interagieren mit Licht. Das Bild vom kosmischen Durchlauferhitzer ist hier nicht falsch, denn wir verarbeiten die von der Sonne kommende Strahlung und setzen ihre Energie um. Wir, jedes Reptil, jeder Wurm und jeder Grashalm. Ohne die richtige Dosis Licht unseres Zentralgestirns gäbe es auf diesem Planeten kein Leben – auf keinen Fall zumindest das, was wir als solchen bezeichnen.

Welche Bedeutung Licht für Reptilien hat, ist schon an der Tatsache ersichtlich, dass die meisten Terrarientiere aus Regionen stammen, die eine wesentliche höhere Sonnenlichtdauer und Lichtintensität aufweisen, als das bei uns der Fall ist. Das Sonnenlicht ist für diese Reptilien existentiell wichtig. Zum einen, weil es für die Regulierung des eigenen Temperaturniveaus zwingend notwendig ist, zum andere, weil die energetische Strahlung der Sonne verschiedene Prozesse im Körper von Reptilien beeinflusst und steuert. Hierzu gehören die Produktion lebenswichtiger Vitamine im Körper von Reptilien und verschiedene Stoffwechselprozesse, die ohne Sonnenlicht langsamer oder gar nicht ablaufen würden.

Sie sehen also, wenn wir über Terrarienbeleuchtung reden, geht es nicht unbedingt darum, dass es unsere Reptilien „auch schön hell haben“, wir reden über einen lebenswichtigen Umweltfaktor, der einem gesunden Reptilientier so naturgetreu wie möglich zur Verfügung gestellt wird. In der Terraristik geht nichts ohne Licht. Auch nicht dann, wenn der Bewohner Ihres Terrariums nachtaktiv sein sollte. Die Simulation natürlicher Umweltbedingungen ist ein ganz elementarer Anspruch an jedes Terrarium, denn nur so werden Sie den von Ihnen gehaltenen Terrarientieren wirklich gerecht und einem langen und glücklichem Reptilienleben steht nichts im Wege.