Entwicklung und Lebensräume von Reptilien – Wissenswertes über eine faszinierende Art

Terrarium: Teppichpython Diamant

Nun wollen wir an dieser Stelle bei Terratechnik.de auch ein wenig auf unsere Terrarienpfleglinge selbst eingehen, um etwas darüber zu erfahren, was diese Tiere so einzigartig macht, woher die Faszination für Reptilien kommt und welche Ansprüche Reptilien an ihre natürlichen Habitate haben, die auch im Terrarium gewährleistet werden müssen. Sie müssen keinen Angst vor einem streng biologisch verfassten Fachartikel über Reptilien haben, aber es ist trotzdem schön zu wissen, worüber wir hier eigentlich reden.

Reptilien (vom lat. „reptilis“ – also: kriechend) bilden eine Klasse der Wirbeltiere, die genau am Übergang der niederen zu den höheren Wirbeltieren liegt. Zoologen sehen die Reptilien nicht als geschlossene Abstammungsgruppe, denn als solche müssten sie eigentlich die Vögel mit umfassen, weshalb die Reptilien in der klassischen Zusammenstellung keine natürliche Gruppe bilden. Eine natürliche Gruppe wären Reptilien nämlich nur dann, wenn sie alle Nachkommen ihres letzten gemeinsamen Vorfahren beinhalten würden. Da die Entwicklung der Vögel sich jedoch vollkommen anders gestaltet hat, als dies bei unseren normalen Reptilien der Fall ist, klammert man ihre Gruppe in der Tat aus und hier bei Terratechnik.de werden wir uns mit ihnen auch nicht weiter beschäftigen. Alle bekannten Reptilienarten haben Erkennungsmerkmale, die sich auf ihre gesamte Gruppe anwenden lassen: Reptilien sind Lungenatmer, sie können ovipar (eierlegend) oder vivipar (lebendgebärend) Junge direkt zur Welt bringen, die kein Larvenstadium durchlaufen, wie es zum Beispiel bei allen Amphibienarten der Fall ist. Reptilien sind ektotherme und wechselwarme Tiere, was in der Praxis heißt, dass sie keine Körperwärme erzeugen, diese immer von außen aufnehmen müssen und dass Reptilien gezwungen sind, ihre Temperatur durch ihr eigenes Verhalten zu bestimmen – zum Beispiel durch ein Sonnenbad oder das Aufsuchen eines warmen Platzes am Boden. Alle Reptilien haben vier Beine, auch wenn diese bei einigen Arten stark zurückentwickelt sind, wie man bei fast allen Schlangenarten deutlich sehen kann. Reptilien besitzen immer einen Schwanz und eine Haut, deren Oberfläche von sogenannten Hornschuppen überzogen wird.

Die spezielle Wissenschaft, die sich mit Wesen und Biologie der Reptilien befasst, ist die Herpetologie, ein Teilgebiet der Zoologie, das sich neben den Reptilien auch mit den Amphibien beschäftigt, nahen Verwandten und Vorgängern unserer Reptilien, da Amphibien die älteste Klasse der Landwirbeltiere darstellen. Mit Terraristik hat die Herpetologie nicht direkt etwas zu tun: Terraristik oder eben auch Terrarienkunde beschäftigt sich ausschließlich mit der Pflege und Aufzucht von Reptilien in einem Terrarium – also in einem künstlichen Habitat.

Wie bereits erwähnt, stammen alle Reptilien – einschließlich aller Vogelarten – von den Amphibien ab, wobei die Reptilien nicht mehr auf Gewässer angewiesen waren, um sich fortzupflanzen und somit auch trockenere Gebiete besiedeln konnten. Ein problematischer Vertreter unserer Gruppe der Reptilien ist die Schildkröte, deren Stellung letztlich immer noch nicht ganz geklärt ist. In der zoologischen Praxis ist man dazu übergegangen, sie in die direkte Verwandtschaft mit den Reptilien einzuordnen, wo sie zur Schwestergruppe der Archosauria (Herrscherechsen) gehört, zu denen heute auch – neben ausgestorbenen Arten wie den Flugsauriern und Dinosauriern – Krokodile und Vögel gezählt werden. Wer sich für das Thema „Reptilien und ihre Abstammungsgeschichte“ begeistern kann, den verweisen wir in unserem Linkbereich gerne auf entsprechend lesenswerte Quellen, uns soll dieser kurze Blick in die Geschichte der Reptilien nicht zu stark in die Theorie entgleiten.

Respekt sollte jeder Tierfreund und Terraristikfan jedoch der Tatsache zollen, dass Reptilien schon sehr viel länger auf diesem Planeten leben, als der Mensch das wahrscheinlich jemals wird von sich behaupten können. Reptilien tauchten zum ersten Mal im Perm auf, was mehr als 300 Millionen Jahre lang in der Vergangenheit liegt und sich durch Funde von sogenannten Spurenfossilien zweifelsfrei nachweisen lässt, auch wenn der ein oder andere Kreationist beim Lesen dieser Zeilen kurz vor einem Wutausbruch stehen sollte, womit wir als wissenschaftlich basierte Website allerdings sehr gut leben können. 300 Millionen Jahre einer faszinierenden und bislang einzigartigen Erfolgsgeschichte, in der sich die Reptilien fast über den gesamten Planeten ausbreiten konnten und über einen unvorstellbaren langen Zeitraum die beherrschende Spezies auf der Erde waren, bis eine Veränderung der klimatischen Verhältnisse ihre Herrschaft jäh beendeten und viele Arten ausstarben. Trotzdem: Reptilien leben bis heute auf der Erde und die Terrarientiere, um die sich alles bei Terratechnik.de dreht, sind die Mitglieder einer Gruppe von Lebewesen, deren faszinierende Entwicklung und Geschichte uns auch heute noch oft genug in Erstaunen versetzt. Einer der Gründe, warum Terraristik für uns eben deutlich mehr als nur ein Hobby ist.

Sie wissen es schon: Alle Reptilien sind stark von ihrer Umgebungstemperatur abhängig, weshalb ihre Verbreitungsgebiete durch die verschiedenen Klimazonen der Erde klar eingeschränkt sind. Reptilien haben sich auch in eher kalten Gebieten verbreiten und sich diesen anpassen können (z.B. viele Hochland- und Bergregionen), allerdings muss ein gewisses Temperaturniveau und eine gewisse Zeit von direkter Sonnenbestrahlung gegeben sein, damit Reptilien nicht in eine dauerhafte Kältestarre verfallen. Reptilien, die gemäßigtere Zonen bewohnen, überleben kältere Perioden in einer Art Winterstarre und erwachen bei steigenden Temperaturen dann wieder zu neuer Aktivität, dauerhafte Kälte überleben sie jedoch nicht. Ähnlich verhält es sich bei den reptilischen Bewohnern extrem heißer Regionen, die dort die extremsten Temperaturen überleben können, indem sie eine Art Sommerschlaf halten. Die Anpassungsfähigkeit von Reptilien an ihre natürlichen Habitate ist also durchaus erstaunlich. Und auch wenn das gerne verwechselt wird: Wir möchten hier keinesfalls dem Irrglauben zu folgen, Reptilien seien in erster Linie kaltblütige Tiere, was schlicht und einfach falsch wäre. Im Gegenteil: Viele Reptilien können während Phasen erhöhter Aktivität eine wesentlich höhere Körpertemperatur aufrechterhalten, als dies zum Beispiel uns Menschen möglich ist. Wir merken uns, dass wir bei den Verbreitungsgebieten unserer Reptilien die extrem kalten Regionen der Erde ausklammern müssen – in polaren Regionen und den Bereichen des Permafrostes können Reptilien nicht überleben und deshalb ist es in der Tat so, dass die Mehrheit ihrer Arten sich in den wärmeren Klimazonen unseres Planeten angesiedelt hat, was wir auch in den heimischen Terrarien entsprechend zu berücksichtigen haben.

Wer sich für Reptilien als „Haustiere“ entscheidet, dem muss klar sein, dass er sich auch für zum Teil nicht unbedingt billige (im Sinne von kostenintensiv) Terrarientechnik entscheidet, wenn er seinem reptilischen Schützling das bieten möchte, was ihn agil und gesund hält. Wer immer noch der Meinung ist, sein Tier dürfe nicht mehr als Zimmertemperatur und einen weichen Platz auf der Couch erwarten, der ist mit einem Hund oder einer Katze sicherlich besser beraten. Um es deutlich zu sagen: Eine nicht artgerechte Haltung von Reptilien ist nichts anderes als vorsätzliche Tierquälerei und da Reptilien zu den Wirbeltieren gehören, sind auch sie vom Gesetzgeber entsprechend hiervor geschützt.